Die Arbeiten des in Stuttgart lebenden Künstlers Serge de Waha (*1959 in Luxemburg) bewegen sich zwischen den konzeptuellen Hintergründen der Fotografie und den betont konstruktiven Maßnahmen ihrer medialen Nachbarn – Zeichnung, Malerei und Installation. Zeichnerisch skizziert de Waha die Bildidee, malerisch setzt er sie in Szene, installativ stellt man sich die akrobatischen Vorbereitungen zur abschließenden fotografischen Aufnahme vor. Seine Werke verstehen sich – fast schon dialektisch – als eine Art Synthese antithetischer Ausschnitte, die gewissermaßen aus der Minimal Art die fotografischen Konsequenzen zieht, um sie gleichzeitig um das (für die Minimal Art undenkbare) Motiv der Allegorie zu erweitern. Schon die Titel der Arbeiten Serge de Wahas führen auf diese Fährte des Allegorischen – man könnte auch sagen: des ernsthaften Schalks oder der augenzwinkernden Spitzfindigkeit. Das monochrome Weiß der „Allegorie der Malerei“ wird durch die Vorahnung genüsslicher Fußspuren beschmutzt, während in der „Allegorie der Musik“ Socken auf Holzplanken einen stillen Akkord anschlagen. Immer wieder kehren die Füße des Künstlers wieder, aber sie sind weit mehr als nur eine Signatur: sie lauschen dem pianissimo seiner „Allegorie der Musik“ und bezeugen in „Hijacking“ standhaft das Chaos des explosiven Stillstands. In der Arbeit „Lager“ schrumpfen sie den Rest des Künstlers auf Kopfkissenformat. Stets scheint auf den fotografischen Tableaux de Wahas zusammen zu wachsen, was nicht zusammen gehört. Dabei tritt in seinen jüngsten Arbeiten der Bezug zur Malerei und Zeichnung mehr und mehr in den Vordergrund. „Lady Jane“ ist eine Paraphrase auf ein Gemälde Paul Delaroches, „Satin Night“ amüsiert sich über das malerische Problem des Schattenwurfes. Der kleine Dialeuchtkasten „Little Painting“ erweist sich in diesem Zusammenhang als eine besondere Preziose: das rote Quadrat eines Topflappens erinnert an die frühen „Handtuchbilder“ Serge de Wahas – und an dessen ureigene Vergangenheit als Maler.

Ralf Christofori - Stuttgart, Januar 2004